Sunday, December 24, 2006

Arbeit in der Kirschkaserne

Ho,ho,ho, ihr Lieben zu Hause,
bevor jetzt etwas Neues kommt, erstmal noch ein kleiner Nachtrag zu Oamaru: Wir haben doch von den Gelbaugenpinguinen geschrieben, die wir abends an der Kueste beobachtet haben. Nun ja, wir waren glueckselig, als wir die 6-7 Genossen Gelbauge gesehen haben; da wussten wir auch noch nicht, was uns in der naechsten Nacht erwarten sollte. Wir waren in Pinguinclub und wollten da eigentlich ein Konzert besuchen, bekamen aber von Besitzer einen rigorosen Tip. Eigentlich ist es so, dass man zwar die wenigen Gelbaugenpinguine kostenlos besuchen kann, aber fuer die kleinen, blauen Pinguine gutes Geld bezahlen muss, um sie auf gefuehrten Touren zu Gesicht zu bekommen. Und nur auf diesen Fuehrungen hat man die Moeglichkeit ueberhaupt welche dieser "unendlich scheuen Tiere" zu sehen...So ein Stuss, die wollen ja nur Geld scheffeln! In Wirklichkeit waren die kleinen, blauen Pinguine naemlich hier eine Plage, invasionieren nachts zu hunderten Oamarus Hafenviertel, bauen unter den Haeusern ihre Nester und wurden von der Einwohnern frueher dafuer gehasst! Leider nur schlaeft der 08/15 Tourist zu der Zeit schon. Aber wir sind ja zum Glueck keine Touristen! Also sind wir bei Nacht und Nebel zum Hafen aufgebrochen und mussten gar nicht mal suchen. Ueberall waberte der fischige Geruch der Pingus durch die Luft, wir hoerten kleine Fuesse patschern, das Gestruepp rascheln, lautstarke Rufe wie von Seerobben und die Buesche wackelten froehlich. Kurz, es herrschte ein Mordskrach und Betrieb wie auf dem Jahrmarkt und die scheuen Tierchen machten null Anstalten sich zu verstecken. Hunderte rannten nur ein paar cm vor uns lang, mit schlackernden Fluegeln und ziemlich tollpatschig. Es war niedlich!! Sie haben sogar Pinguinbabys vor unserer Nase gemacht....
Nach diesem tollem Naturerlebins fuhren wir weiter nach Sueden, die felsige Kueste entlang, zu den beruehmten Moeraki Boulders. Auf dem Weg sahen wir eine Menge Robben auf den Felsen luemmeln und im seetanggefuellten Meer spielen. Nach einem halbstuendigen Strandspaziergang in Moeraki erreichten wir die 20-30 menschengrossen, kugelrunden, halb aus dem Sand guckenden Riesensteine. Sie sind vor Jahrtausenden entstanden, aber nicht durch das Meer rundgewaschen, sondern eher wie eine Muschelperle gross geworden. Wir bestiegen sie, legten uns auf sie rauf und machten alles, was man so mit runden Steinen machen kann.
Dann gings weiter, weg von der Kueste, rein ins Central Otago Hochland. Die tropischen Baeume wurden zu huefthohen Straeuchern, fruchtbares Grasland verwandelte sich in gelbe Tussocksteppe und ab und zu begegnete uns mal ein Nadelwaeldchen. Wir passierten staubige Landstrassen die ueber trockene Ebenen, umgeben von kahlen felsigen Bergen, fuerhten und die einzigen, jetzt fast ausgestorbenen, Staedte waren ehemaliges Goldgraeberrefugium. An Bastis Geburtstag kamen wir nach Alexandra, dem Tor zu Central Otagos Obstplantagen. Dort veweilten wir nicht lange, fanden aber durch einen gluecklichen Zufall einen Arbeitsvermittler, der uns Arbeit auf einer Kirschplantage im nicht weit entfernten Cromwell versprach. Also sattelten wir Bobby und ritten gen Cromwell. Durch die vielen Stauseen hier ist alles zum Glueck wieder etwas gruener und freundlicher. Auf der Plantage namens Molyneux angekommen hiess es, dass wir Glueckspilze, genau zum Saisonstart der Kirschernte eingetroffen waeren und morgen frueh um acht mit der Arbeit beginnen koennten. Am naechsten Morgen begannen wir dann puenktlich mit einer kurzen Einweisung, jeder bekam eine Identifikationsnummer zugewiesen, wir schnallten uns alle ein Gurttragegestell um, schnappten uns unsere 3 m hohen Leitern und einen Eimer und dann ging es auch schon los. Von da an ging es zu wie auf dem Schlachtfeld und bei der Armee. Wir bewegen uns nur noch im Laufschritt fort, arbeiten wie Maschienen, da wir nach gepflueckten Eimern bezahlt werden und arbeiten 8-9 Stunden am Tag mit einer 10 min Mittagspause, 7 Tage die Woche. Wir sind auch keine Individuen mehr, sondern werden nur noch als Nummer behandelt. Beim Pfluecken gellen regelmaessig Schreie durch die Baeume, wenn mal wieder einer falsch gepflueckt hat und zur Schnecke gemacht wird. Dadurch war die erste Zeit auch sehr durch weinende Pflueckerkollegen und Entlassungen gepraegt. Auch Elki durfte schon einmal jede einzelne der ca. 700 Kirschen im 5 Kilo Eimer vor den strengen Auge der Aufseher auf die richtige Farbe pruefen….Ausserdem fuehlen wir uns wie im Kriegsgebiet, da im Sekundentakt Schuesse um uns fallen. Nach typisch neuseelaendischer Problemloesungsstrategie werden naemlich die mopsenden Voegel mit dem Tod durch Schrot bestraft. Echt daemlich, anscheinend wollen die alle Voegel der Region ausrotten. So saemen Leichen unseren Weg… Als waer das alles nicht genug, wurde der Arbeitsbeginn jetzt auf 6 Uhr morgens verlegt, sodass wir jeden Morgen zur unchristlichen Zeit von 4.30 Uhr aufstehen muessen. Also wenn es noch dunkle Nacht und bitter kalt draussen ist. Dadurch sind auch die Kirschen so eiskalt, dass uns selbst trotz Handschuhen die Finger abfrieren. Und dann soll man auch noch schnell pfluecken? Alles Sadisten da! Aber das Glueck ist uns hold und so sind wir wenigstens in eine andere Pflueckergruppe gekommen, ohne Drilloffiziere und dafuer mit ganz entspannten Aufsehern, die Tipps geben statt zu schleifen. Na ja und wir duerfen auch so viele Kirschen essen wie wir wollen, was dann gerne mal in naechtlichen Bauchschmerzen endet. Die sind aber auch lecker, schwarz undriesengross wie Tomaten, wie wir es noch nie gesehen haben! Leider ist unser Gehalt sehr von den Wetterbegebenheiten und Kirschen abhaengig. So hat es vor drei Tagen erst beim Pfluecken gehagelt, es soll ja auch nur Hochsommer sein, und manchmal werden wir nach Hause geschickt, weil die Kirschen noch nicht reif genug sind. Unser Tagesverdienst schwankt so also zwischen 35 $ an schlechten und ueber 150$ an guten Tagen… Aber wir sind recht zufrieden damit und bleiben noch ein bisschen.
Tja das Wetter regt uns etwas auf. Eigentlich ist Otago heisse Steppe mit ueber 35 Grad, da wir jetzt aber hier sind, sind natuerlich nur 15 Grad, Nachtfrost und Hagel und die umliegenden Berge haben jeden Morgen Schneemuetzen auf. Es ist also fast wie bei euch zuhause ;o)
Jetzt zu Weihnachten sind wir in Queenstown und feiern mit Martina in ihrer Wohnung, da sie hier laenger bleibt und arbeitet. Wir haben schoen Weihnachtsplaetzchen gebacken, was hier etwas problematisch war, da es ja alles nur in Riesenpackungen , z.B 3 kg Backpulver, gibt. Aber wir haben es ganz ordentlich hinbekommen. Der Weihnachtsmann, bzw. das Christkind war auch schon da und so hatten wir doch auch am anderen Ende der Welt eine relativ heimische Weihnachtsatmosphaere. Gleich gehen wir noch zum gratis Weihnachts-BBQ, uns den Bauch vollschlagen!


Wir wuenschen euch allen zu Hause noch ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest (denkt an uns-wir denken an euch!) und falls wir uns nicht vorher noch mal melden, auch einen guten Rutsch ins fantastische Jahr 2007!




Pinguinkuscheln in Oamaru


Kleiner, blauer Pinguin auf Wanderschaft


...


Wir haben ein Dinosaurierei gefunden


Entspannung auf den Moeraki Boulders


Abendstimmung in Central Otago


Kirschen pfluecken


Bungyjumping von einer Bruecke bei Queenstown ( aber ohne uns)


Heilig Abend bei Martina

“Wenn Gebende nicht empfangen und Empfangende nicht geben, dann geraet die Natur aus dem Gleichgewicht.”

Friday, December 08, 2006

Vom wilden Fluss in die Alpen

Aloha ihr Lieben,
heute haben wir mal wieder ein Internet-Cafe gefunden, wofuer nicht ein halber Tagesverdienst draufgeht. Seit Christchurch ist viel passiert. So haben wir Ende November relativ spontan uns zum White Water Rafting auf dem Rangitata River entschieden. Wir hatten das schon laenger vor und da wir schon mal da waren...Der Rangitata River fliesst durch Canterbury und bietet die herausfordensten, schoensten und laengsten Raftingerlebnisse in ganz Neuseeland. Statt wie bei anderen Anbietern nur 1 bis 2 Stunden verbrachten wir naemlich ganze 3 erschoepfende Stunden auf dem Fluss. Schon einen Tag nach dem Buchen ging es los. Nach reichem Mittagessen wurden wir eingewiesen und in etliche Schutzkleidung gesteckt, wozu Neoprenanzug, Fleecepullover, Wetterjacke, Surferschuhe, Helm und Rettungsweste gehoerten. Wir wurden zum Fluss hoch gefahren und in 3 Gruppen mit je 6 Mann und 2 Guides verteilt. Nachdem wir auf dem ersten, langsam fliessenden Flussteil saemtliche Paddelarten trainiert hatten, wurden wir in Plan A- wie wir die Stromschnellen durchfahren, B- was passiert, wenn wir aus dem Schlauchboot fallen und allein die Stomschnellen runterbrausen, wie wir UEBERLEBEN und Rausgefallene retten und Plan C- was zu tun ist, wenn das ganze Boot kentert und jeder um sein eigenes Leben kaempft, eingewiesen. An diesem Punkt fingen wir dann zum erstenmal an, zu ueberlegen, was wir da eigentlich getan hatten und uns ueberfiel die eiskalte Frage, ob wir wohl den naechsten Tag erleben wuerden. Doch zum Aussteigen war es bereits zu spaet. Beim Rafting unterscheidet man 6 Stufen- Stufe 1 ist fast ruhig und Stufe 6 eine Kentergarantie und unraftbar.Der Rangitata River besteht aus saemtlichen Stufen, die aufeinander aufbauen, ausser aus Stufe 6. Nachdem wir aber die ersten "sanften" Rapids genommen hatten, schwand auch unsere Angst und, wenigstens bei Elke, trat der pure Ueberlebenskampf ein mit ungekannten Kraeften, Basti hatte einfach nur Riesenspass und hoffte manchmal, das wir alle zusammen ins Wasser fallen. Doch allmaehlich kamen wir zu den Grad 4 und 5 Rapids und es wurde echt spannend. Statt uns festzuklammern und auf Besserung zu hoffen, mussten wir naemlich durch die meterhohen Rueckwellen paddeln, sodass uns das Wasser im Schlauchboot teilweise bis zum Bauch reichte und Wellen ueber uns brachen. Manchmal merkte man gar nicht mehr, dass man noch im Boot klemmte. Doch wir ueberlebten und kenterten nicht. Elke hat zwar einmal den Halt verloren, wurde aber wie durch ein Wunder ins Boot geschwemmt und hat auch nur einmal das Paddel verlohren. Die anderen Boote haben andauernd Paddel und Leute verloren, die dann ungluecklich den "economy" Trip nahmen, also allein durch die Grad 5 Stromschnellen trieben- die sahen danach nicht mehr so frisch aus! Teilweise befand sich unser Boot im 85 Grad Winkel kurz vor dem Ueberkippen, doch gerettet vom auf die hochstehende Seite springenden Basti. So ging es also 2,5 Stunden durch die brachialen Narurgewalten und seitdem haben wir nochmehr Respekt davor. Weitere Hoehepunkte waren, dass wir von 9 m hohen Felsen in den Fluss gesprungen sind, andere haben sich von 11 m getraut. Zum entpannenden Abschluss sind Elke mit vielen anderen noch im eiskalten Wasser baden gegangen und trieben wie kleine gelb-rote Korken den Fluss hinunter. Anschliessend gab es dann noch ein Moerdergrillfest. Tja, seitdem sind wir schonwieder weiter gekommen. Von Canterbury fuehrte unser Weg durch das Mackenzie Country in die Alpen. Wir durchfuhren die unendlich weite, gelbe Tussocksteppe dieses Hochlandes und kamen zu den fantastischen Pukaki und Tekapo Seen, die durch Gletscher entstanden sind und deshalb eine traumhaft hell-tuerkisblaue Farbe haben. In der ganzen Gegend wachsen Felder voller rosa und lila Lupinen und Mount Cook ragt schneebedeckt zwischen weiteren Schneebergketten auf. Es ist einfach paradiesisch, besonders, weil jetzt komplett Sommer ist!! Leider wimmelt alles von Japanern, die Bildserien von uns schiessen, waehrend wir vor dieser herrlichen Szenerie picknicken! Schliesslich erreichten wir den atemberaubenden Mount Cook, den mit 3754 m hoechsten Berg Neuseelands. Wir hatten strahlend blauen, wolkenlosen Himmel, was seit vielen Monaten und auch sonst eigentlich nicht oft vorkommt. Drumherum gibt es noch Massen von Gletschen, sodass wir auf tollen Wanderungen die ganze Gegend entdecken konnten. Besonders wenn Lawienen mit ohrenbetaeubendem Krach abfallen, bemerkt man erstmal wie gewaltig alles ist... Zum perfekten Abschluss gingen Elke und Basti, schweissig und K.O. vom Wandern, im Adamskostuem im glasklaren Gletschersee Pukaki vor wundervollen Bergkulisse baden- ein unvergessliches Erlebnis! Im Moment sind wir in Oamaru an der Ostkueste. Wir sind so weit am Suedpol, dass wir hier Pinguine in freier Wildbahn ganz dicht an den Klippen beobachten koennen. Wo es demnaechst hin geht wissen wir nicht, irgendwo auf Arbeitssuche nach Central Otago. Das Schoene ist, dass selbst hier, am anderen Ende der Welt, der Andreas (der die Weihnachtskalender bringt) und der Nikolaus uns nicht vergessen haben ;o)


Unser Raftingteam

Der sanfte Anfang

Sucht uns!

Etwa Grad 3

Mit Muskelkraft vorraus

Festhalten und...

Einfach treiben lassen

Wir zwischen Lupinen

Mt. Cook aus der Ferne

Und nochmal in voller Pracht

Mit Gletscher im Hintergrund (spaeterer Lawienenort)

Erfrischungspause am Bergfluss

Gelbaugenpinguine in Oamaru

" Ob du es nun glaubst, dass du es tun kannst oder nicht, du hast Recht"