Tuesday, April 24, 2007

Elke, der fliegende Kartoffelsack

Hallo ihr Lieben,
so schnell kann es zu einem neuen Eintrag kommen. Diesmal haben sich die Wege von Basti und mir zum ersten Mal in unserer ganzen Zeit in Neuseeland getrennt und zwar auf krasse Art und Weise. Hier ist es so eine Art Nationalsport, sich in mehreren Kilometern Hoehe aus dem Flugzeug zu werfen, fuer eine gewisse Zeit Sklave der Erdanziehung zu sein und dann von ein paar Metern duennen Stoffes gerettet und sicher zur Erde zurueckbefoerdert zu werden. Es gibt die Aussage, dass man nicht Neuseeland verlassen darf, ohne einmal diesen Wahnsinn mitgemacht zu haben. Und waehrend Basti lieber mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen blieb um Geld zu sparen und Fotos zu machen, wagte Elke allein das grosse Unbekannte. Hier ihr Exklusivbericht:
Nachdem ich schon seit einigen Tagen, seit die Entscheidung zum Skydiving in Taupo in mir angereift war, steifbeinig und mir erstarrten Gesichtszuegen durch die Gegend gelaufen war, stapfte ich gestern kurzerhand, ohne weiteres Nachdenken, ins I-Site und buchte den Spass fuer eine unglaubliche Summe von mehr als zwei Tagen Hopfenfegen. Bis der Tag, an dem es um die Wurst ging, herangerueckt war, verbrachte ich die ganze Zeit mit flatterndem Herzen und ernsten Gedanken, was denn wohl passiert, wenn sich der Fallschirm nicht oeffnet. Basti tat jedoch sein Bestes, mir ordentlich Mut zu machen (er guckt ja auch nur von unten zu). All der Druck auf der Blase und mein steifes Benehmen verliess mich jedoch schlagartig, als wir heute gegen 2 Uhr die Halle der Skydivegenossenschaft betraten. Nachdem wir uns ein allgemeingueltiges und unfreiwillig komisches Video mit entgleisenden Gesichtszuegen angesehen hatten und ich eine Art Testament unterschrieben hatte, ging es auch schon fuer die erste Gruppe hinaus in die Luefte und kurze Zeit spaeter sah man kleine, schwarze Punkte durch die Wolken auf die Erde zurasen, bevor sich ihre farbenfrohen Fallschirme oeffneten. Kurz darauf wurde auch ich zusammen mit zwei Irinen in rote Overalls gestopft, bekamen eine kleine Bauchtasche mit Schwimmweste umgeschnallt( wobei eine Schwimmweste bei einem Aufprall aus ueber 4km Hoehe auf dem Lake Taupo relativ unnuetz ist- aber wenigstens vermittelte das einen Hauch von Sicherheit) und wurden in das bekannte Fallschirmspringergestell geschnallt. Zusammen mit einer Lederfliegerkappe und Schutzbrille sahen wir also aus wie tollkuehne Flieger in ihren Kisten- oder auch wie die totalen Deppen. Die beiden Maedchen flippten komplett aus, waehrend ich ploetzlich die Ruhe selbst wurde. Dieser Zustand von Ruhe und Geistesklarheit sollte sich auch die ganze Zeit ueber halten, sodass ich mich an jede kleine Einzelheit erinnern kann, waehrend die anderen ein voelliges Blackout erlitten. Kurz darauf stiegen wir ins kleine Flugzeug und hoben ab. Wir hatten ein Mordsglueck, denn der Himmel war nahezu wolkenlos und wir konnten ewig weit sehen, ueber den gesamten, riesigen Lake Taupo, die Vulkane und Berge und sogar beide Ozeane westlich und oestlich von Neuseeland. Zusammen mit ein paar Fluffelwolke, die ewig weit unter uns lagen, war es einfach grandios. Doch dann wurde ich schon extrem fest an Dean, meinen Hintermannprofiskydiver, geschnallt. Meinetwegen waer ich sogar in ihn reingekrochen,solange ich nur fest angeschnallt war. Er fragte noch kurz, ob wir mit Rolle rausspringen wollten und ich dumme Kuh hab auch noch "Klar" gesagt. Dann kam der Moment, in dem sich der Mensch vom Affen trennt. Wir sassen auf der aeussersten Kante des Flugzeuges, 12.000 ft oder 4000 Meter ueber der Erde, unter uns nicht als unendliche Weite. Es war so extrem hoch, dass sogar die Wolken kilometerweit weg aussahen und man die Erdkruemmung sehen konnte. Der Moment, in dem wir uns aus dem Sitzen vornueberfallen gelassen haben und in den freien Fall uebergingen, war so ziemlich das komischste und unvergleichlichste Gefuehl, das ich je gehabt habe. Als waer das nicht schon genug gewesen, machten wir alle moeglichen Rollen, Ueberschlaege und Spiralen, die man sich nur vorstellen konnte. Wir flogen annaehernd mit Lichtgeschwindigkeit, so kam es mir vor, und innerhalb einer Zehntelsekunde war das Flugzeug schon Meilen ueber uns. Alles, was man bei den Rollen sieht ist Himmel, Erde, Flugzeug, den Horizont, alles im Wechsel in Bruchteilen von Sekunden. Dazu ist das Koerpergewicht von einem selbst andauernd an anderen Stellen des Koerpers verteilt. Das heisst, es fuehlt sich an, als haette man nen tonnenschweren, riesigen Elefantenfuss, nen Monsterdaumen, nen Kopf so gross und schwer wie ne Bowlinkugel, je nachdem, was oben ist und spaeter runterfaellt. Daszu befinden sich noch saemtliche Innereien an Orten, wo sie sonst nicht hingehoeren. Es war ehrlichgesagt total geil, irre und grausam gleichzeitig, da der Koerper nicht in der Lage ist, alles in Einklang zu bringen. Das resultau war, dass mir nach einer Sekunde so schlecht war, als haette ich hundert Rollen unter Wasser gemacht. Nach einiger Zeit wilden rumwirbelns flogen wir jedoch im gewoehnlichen Flughoernchen-Stil runter, sodass man etwas die Aussicht geniessen konnte. Wieder sah ich ganz Neuseeland auf einmal oder aber die Erde, wie sich auf uns zuraste. Da wir aber mit ueber 200 km/h ohne Gehaese, nur mit unserem Koerper fielen herschte ein unglaublicher Sturm um uns, der mich taub und halbblind machte. Ich hab sogar trotz Brille ne Kontaktlinse verlohren, aber wiedergefunden. Ich hab vorher immer komischerweise gedacht, ich weiss auch nicht, wie ich darauf gekommen bin, dass man beim freien Fall schwerelos ist. Statt dessen wiegt man aber das Vielfache seines Koerbergewichts und fuehlt sich, als wuerde ein Elefant auf einem sitzen. Nachden wir noch ein paar lustige Raeder gedreht hatten und kopfueber gen Erde brausten, was mir endgueltig den Rest gab, und die Wolkendecke durchbrochen war, oeffnete sich mit einem heftigen Ruck der Fallschirm, wobei meine saemtlichen Eingeweide in den Fuessen Halt machten. Nach etwa 45 Sekunden freien Falls, die sich wie 45 Minuten anfuehlten, segelten wir sanft zur Erde. Dean meinte nur nur:" Da unten, auf dem kleinen Stueck Rasen muessen wir landen und gab mir die Steuerstrippen in die Hand- kein Anderer durfte das heute machen. So manoevrierte ich uns in weiten Kreisen ueber das Land und wir landeten sicher und wohlbehalten nach minutenlangem Segeln mit Wahnsinnsblicken auf dem Flugplatz. Mir war und ist jedoch total schlecht und ich hab ordentliche Ohrenschmerzen. An sonsten war es aber grandios, wahnsinnig und ein unglaubliches Koerpergefuehl. Das Verrueckteste, Unglaublichste, Bescheuertste, Unwirklichste und Gruseligste, was ich bisher gemacht habe, obwohl ich noch auf die Adrenalinwelle, die mir aus allen Oeffnungen spritzt, warte. Dafuer kann ich mich aber an alles genau erinnern. Man kann halt nicht alles haben.



Ich seh nur ein bisschen bloede aus


Alles ordentlich festschnueren...



Der Doppeldecker


Erfolgreiche Fallschirmoeffnung


Gluecklich gelandet

Mission beendet
"Manchmal ist der Schritt von Angst zu Mut wie ein Fall nach vorne."

Sunday, April 22, 2007

Wasser und Feuer-Kampf mit den Elementen

Tena Koutou (Gruss an alle),
von unserem Gipfelstuermererlebnis ging es rasant weiter mit unseren Abenteuern. Diesmal auf etwas andere Art und Weise. Nachdem wir ja schon viele Great Walks gemacht hatten, suchten wir diesmal die Herausforderung auf der Whanganui Journey. Satte 123 km erwarteten uns in den kommenden vier Tagen. Da wir jedoch noch nicht allen Menschenverstand verlohren hatten, waehlten wir ein Canoe als Transportmittel. Alle Sachen in wasserdichten Faessern verstaut, ging es am 16. April ab in die Wildnis, fernab von jeglicher Zivilisation, mit dem Startpunkt Ohinepane. Der Whanganui River ist zum Einen der laengste, befahrbare Fluss Neuseelands und zum Anderen ein tapu, also heiliger Ort fuer die Maori, die den Fluss als ihren Vorfahren ansehen. Dabei darf man sich ihn jedoch nicht als dahinplaetscherndes Baechlein vorstellen, sondern es ist ein sehr breiter Fluss mit ueber 350 Stromschnellen. Da wir aber gluecklicherweise Erfahrungen beim White Water Rafting gesammelt haben, wussten wir ungefaehr, wie man den Fluss liest und die Rapids nimmt. So nahmen wir auch die erste Stromschnelle, die uns schon nach 10 Sekunden mit Mordsrueckwellen erwartete, mit Bravour. Innerhalb kuerzester Zeit hatten wir den Nationalpark um den Whanganui River erreicht und glitten wir Winnetou und Ntschotschi in ihrem Indianerkanu oder Maui und seine Gefaehrtin in ihrem Waka durch die dunklen Wasser. Um uns ragten bis zu hundert Meter hohe, senkrechte Klippen auf, da wir immer in einer Schlucht paddelten. Die Flora war einfach traumhaft, ueberall wuchs dichter Dschungel mit Baumfarnen, Palmen, jahrhunderte alten Baeumen, Lianen und Moos, sodass ein leuchtend gruenes Licht uns einhuellte. Die einzigen Geraeusche, die die Stille durchbrachen waren das Plaetschern des Wassers am Bug, der Schlag unserer Ruder und der vielstimmige Gesang exotischer Voegel. Dazu sorgte die Sonne auf unserer Haut fuer eine wohlige Waerme. Damit wir bei so viel Frieden und Harmonie nicht allzusehr die Realitaet vergassen, sorgten die teilweise tueckischen Stromschnellen fuer Geistesklarheit, da sie genaustens angesteuert und schnell durchrudert werden muessen. Nach einigen Versuchen schafften wir es sogar, nicht mehr komplett von oben bis unten mit Wasser vollgespritzt zu werden (man huepft im Canoe naemlich ueber die Wellen, die bei jedem Aufprall ins Boot schwappen). Alle paar Kilometer fielen Wasserfaelle rauschend ueber die moosbewachsenen Klippen oder bahnten sich Hoehlen aller Groesse ihren Weg tief in das Gestein. Auch Tiere konnten wir bestaunen, in Form von vielen Ziegen, Wildschweinen oder bunten Voegeln, die in den Baumgipfeln umherflogen. Es war alles viel schoener als wir uns vorher auch nur zu traeumen gewagt haetten. Mittag assen wir immer auf kleinen Steininseln im Fluss. Am ersten Abend in der Hut hatten wir Freundschaft mit einem israelischen Paerchen geschlossen, woraufhin wir die naechsten drei Tage mit ihnen staendig zusammen ruderten und eine aeusserst amuesante und interessante Zeit mit ihnen verbrachten. Obwohl der zweite Tag eher ruhig mit wenigen Stromschnellen verlaufen sollte, machten wir ein paar naehere Bekanntschaften mit im Fluss liegenden Felsen und Baumstaemmen. So steuerten wir in einer Stromschnelle genau auf einen Riesenbaum zu und kollidierten mit einer unglaublichen Geschwindigkeit von etwa 10 km/h mit ihm. Daraufhin fanden wir uns beide eine Sitzreihe weiter vorn und um viele matschige Stellen an den Beinen reicher wieder und konnten nur knapp einem Schleudertrauma entfliehen. Kurz darauf presste sich unser Kanu durch zwei riesige Steine und wir kenterten fast in einer Rueckwelle. Diese Geschicke konnten wir dem hinteren Steuermann Elke verdanken. Man braucht naemlich enorme Armkraft, um gegen die heiligen Wasser in Stromschnellen anzukommen und wer Elke kennt, weiss, dass ihre Kraft eher in ihren Geschmacksnerven liegt. Jedoch haben wir es, im Gegensatz zu 90% der restlichen Flussnutzer, geschafft, vier Tage ohne Kentern zu ueberstehen. Abwechslungseiche Naechte verbrachten wir in den Huetten, mitten im Dschungel am Fluss. Ein besonderes Erlebnis sollte uns dabei in der dritten Nacht ereignen. Wir hatten schon am dritten Tag Bekanntschaft mit einer Gruppe junger Maori geschlossen, die wir an der Bridge to Nowhere getroffen hatten. Dies ist eine schoen verziehrte Betonbruecke ueber eine Schlucht mitten im Dschungel, die, wie der Name schon sagt, niergendwohin fuehrt. Die Maori machten echt einen mystischen Anblick, wie sie mit ihren 8 Canoes ueber den geheiligten Fluss fuhren. Grosse, massive, dunkle Gestalten mit Farn im Haar, die mit Kamfpesschreien ueber das Wasser paddelten. Abends trafen wir sie bei der Hut Tieke Kienga wieder. Tieke Kienga ist ein jahrtausende alter Maorihausungsort mit marae (fein geschnitztem Versammlungshaus) und pol ( mythisch geschnitztem Pfahl) und folglich von hoher spiritueller Bedeutung. Wir hatten die Erlaubnis, dort die Nacht zu verbringen. Wenn man Glueck hat, sind die dazugehoerigen Maori des Stammes da, die einen mit rituellem hongi (Nasenpressen) und Zeremonie empfangen. Bei uns waren sie jedoch nicht da. Dafuer uebernachtete jedoch die Maorigruppe im marae mit uns. Nach kurzer Zeit wurden wir in ihre Gruppe aufgenommen und wir spielten wueste Spiele miteinander, bei dem man Kampes- und Autoritaetsschreie bruellt, laut trommelt und sich mit Zungerausstrecken und Glupschaugenmachen versucht Angst zu machen. Es war ein Mordsspass! Ausserdem haben sie uns Teile vom Haka (Kriegstanz) gezeigt. Am naechsten Morgen dann versammelten wir uns alle bei Fruehnnebel und Sonnenaufgang vor dem Marae und Pol und sie sangen voller Hingabe Gebetslieder in Maori. Anschliessend fassten wir uns im Kreis an die Haende und jeder sprach ein Gebet in seiner Sprache, also Maori, Hebraeisch und Deutsch, an das marae, den Vater des Flusses und des Himmels und bat um eine schoene und sichere Reise auf dem Fluss. Es war ein einmaliges und sehr spirituelles Erlebnis, vor allen Dingen, weil es nichts mit dem inszenierten Touristenzeug zu tun hatte und weil sie uns so selbstversaendlich aufgenommen haben. Nach der Ehrung des Flusses ging es auch schon auf zum letzten Tag auf dem Fluss, der uns nochmal das Wunder unserer Reise vor Augen fuehrte mit all der schoenen Landschaft, der Harmonie und der Heiligkeit des Flusses, die man richtig spuehren konnte. Waehrenddessen hat sich der Pudding in unseren Armen in stahlharte Mukkis verwandelt, was wir nie in solchen Ausmassen erwartet haetten- wir haben Arme wie Oberschenkel. Und alles wartet nur darauf, sich wieder in Pudding zurueckzutransferieren. Schon am uebernaechsten Tag waren wir bei den Vulkanen Mt. Ruapehu, Tongario und Ngauruhoe und bereit, das Tongariro Crossing zu unternehmen. Wir hatten zwar schon vor etwa einem halben Jahr das Crossing versucht, mussten aber aufgrund von unpassierbarem Eis und Schnee umkehren. Zur Zeit herrschten jedoch perfekte Bedingungen. Die drei Vulkane gehoeren zu den aktivsten der Welt und brechen alle 2-3 Jahre spektakulaer aus, wobei sie im Moment sogar ueberfaellig sind. Vor zwei Wochen erst ergoss sich eine ordentliche Portion Lahar aus dem Kratersee des Ruapehu in das darunterliegende Tal und ueber die zufuehrenden Strassen. Der Kratersee war also erstmal leer und wir sicher, nicht vom Schlamm ueberrascht zu werden. Frueh morgens liessen wir uns an den Startpunkt des Tracks fahren und fanden uns umringt von 200 anderen Wanderern wieder, was doch mal echt unglaublich viel ist, wenn man bedenkt, dass alle auf einem schnalen Weg zu etwa der gleichen Zeit starteten- voll das Getuemmel! So trotteten wir also im eiskalten Morgennebel ueber den gefrohrenen Boden, bis irgendwann die aufgehende Sonne uns waermte. Es war ein wahnsinns Sonnenaufgang so ueber den Vulkanen, wie im Bilderbuch. Nachdem wir etwa 2 Stunden lang durch die bis auf Moose vegetationslose Landschaft aus erstarrten Lavastroemen gestapft waren, erwartete uns ein einstuendiger, gut steiler Kletteranstieg, den wir viel leichter als beim ersten Mal bewaeltigten. Oben auf dem Sattel angekommen, bietete sich der uns vertraute Anblick auf das Tal und den Krater des Mt. Ngauruhoe. Von da an ging es durch den wuestenartigen Southcrater und hoch auf den Sattel mit Blick auf das mondartige Tal und den Red Crater, der seinem Namen alle Ehre macht. Da oben glaubt man kaum, dass man noch auf der Erde ist. Obwohl wir zwar wussten, dass wir auf aktiven Vulkanen herumspazierten, wurde es uns erst richtig bewusst, als wir spasseshalber einen Finger in die Erde steckten und ihn halb verbrannt wieder zurueckzogen. Ueberall lag der Geruch von Schwefel in der Luft und stiegen dicke Dampfwolken mit leisem Zischen aus dem Boden. Sogar aus dem Krater der Mt. Ngauruhoe stiegen Rauchschwaden auf. Bald bot sich uns ein faszinierender Blick auf die tuerkisgruenen, vulkanischen Emeraldlakes, an deren Ufern wir Mittag assen. Wir ueber- und durchquerten noch weitere Vulkane und Krater, bis wir schliesslich am riesigen, von den Maori verehrten Blue Lake ankamen. Um uns klafften kahle Felsen und erstarrte Lavafluesse, sowie Felder voller Asche und Lahar. Wohin unser Blick auch schweifte, ueberall bestimmten Krater und scharfe Canyons das Bild. Nach insgesamt neun Stunden in dieser unwirklichen Mondlandschaft erreichten wir jedoch wieder die Erde und zaehlen nun das Tongariro Crossing zu einem weiteren, fabelhaften Erlebnis. Zur Zeit sind wir wieder in Taupo und bereiten uns auf weitere Herausforderungen vor. Wir sind gespannt und so duerft ihr es sein.
So weit, so gut, liebe Gruesse, Bastili und Elleke



Elke auf dem Whanganui River


Zuu gleich


Erholung vom vielen Paddeln




Ufervegetation


Die Bridge to Nowhere


Unsere angsteinfloessenden Maorifreunde


Bereit zum Aufbruch


Man beachte das kleine Canoe


Wir vor dem Vulkan Ngauruhoe


Endlose Mondlandschaft


Der feuerrote Red Crater


Emerald Lakes mit Schwefelwolken


Sonnenuntergang ueberm Mt. Ruapehu

"Traeume ohne Taten sind nur Kaempfe im Gehirn"

Friday, April 13, 2007

Auf zu neuen (und alten) Horizonten

Holladrio, alle zusammen,
Lange nichts mehr von uns gehoert, trotzdem existieren wir noch.
Erstmal noch ein kleiner Nachtrag zum Abel Tasman Track: In den Gewaessern des Nationalparkes finden sich alle moeglichenund unmoeglichen Tiere wieder. Von tellergrossen Seesternen, ueber Seeigel und unendlich viele Fischarten. So weit, so gut, wir teilen gern mit ihnen das Wasser. Als Elke jedoch das letzte Mal das glasklare Wasser geniessen wollte, schwebte auf einmal ein 2 m (=Uebermenschengroesse, erst recht Ueberelkengroesse) riesiger Rochen engelsgleich direkt unter ihr lang. Da sie sich schlagartig an den australischen Abenteurer erinnerte, dem ein Stachelrochen direkt ins Herz gestochen hat und somit umbrachte, war sie eine Zehntelsekunde spaeter schreiend wieder an Land. Das war ein schoenes Naturerlebnis!! Ausserdem sahen wir unsere ersten Exemplare lebender Possums, nicht nur solche, die platt im Kilometerabstand auf der Strasse liegen. Sehen doch echt knuffig aus, wie kleine Baerchen , die mit einer Katze gekreuzt wurden. Allerdings machen sie graessliche Bell- und Fauchgeraesche neben dem Zelt, wenn man eigentlich schlafen will und fressen unseren Muellbaeutel an. Soviel erstmal noch als Nachtrag.

In Motueka haben sich doch ziemlich unsere Plaene geaendert. So sind wir doch nicht zum Apfelpfluecken uebergegangen, sondern haben zweieinhalb Wochen Hopfen geerntet und damit ernsthaft gegen unsere Antialkoholischen Grundsaetze verstossen und die Verbreitung des Teufelsgetraenkes gefoerdert…Aber was soll man machen, wenn man knapp bei Kasse ist? Schliesslich sind wir stocksauer ueber die neuseelaendische Arbeitsmoral von dannen gezogen. Wir haben naemlich 10 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche echt koerperlich hart gearbeitet, Basti in der knalle, heissen Sonne und Elke wie ein Nachtschattengewaechs umgeben von riesigen, lauten Maschienen in der Fabrikhalle. Fuer uns, wie auch fuer die restlichen Auslaender, galt der Vorsatz, dass wir uns permanent bewegen muessen und nicht eine Sekunde stehen, auch, wenn alle Maschienen grade standen. Die Neuseelaender standen aber 70% ihrer Arbeitszeit mit verschraenkten Armen neben uns oder lagen auf dem Rasen und scherzten miteinander, waehrend sie uns bei der Arbeit beobachteten… Und alle fanden das normal! Das grenzt doch schon an Menschenverachtung und dem Hoechstmass an Ungerechtigkeit, besonders, weil wir nach kurzer Zeit unsere Haende nicht mehr mehr bewegen konnten, weil wir steife Gichtgelenke hatten.. Elke hat aber nicht still zugesehen und am Ende haben manche neuseelaendische Kollegen wenigstens so getan, als wuerden sie arbeiten, wenn sie sie finster angesehen hat. Wir sind also in unserer Ansicht bestaetigt: Bier, Hopfen und alles drum herum = boese!
Tja, und da wir unserer Meinung nach echt alles, aber wirklich alles, was man auf der Suedinsel sehen konnte, gesehen und erlebt haben und sicher 75% der Sachen, die wir bestaunen durften, ein Tourist niemals auch nur erahnen wird, wurde es Zeit, Abschied zu nehmen. Wir kehrten nur noch mal in Blenheim in “Swampy’s Backpacker” ein, um Elkes Geburtstag zu feiern und alte Gesichter wiederzusehen. Am Abend des 27.03. dann fanden wir uns auch schon mit dickem Klos im Hals und schwerem Herzen auf der Nachtfaehre gen Nordinsel wieder. Ach ja, Suedinsel, du warst echt das Beste, was wir je erlebt haben, aber nach einem halben Jahr dort muessen auch wir Lebewohl sagen. Doch jeder Abschied ist auch gleichzeitig der Anfang von etwas Neuem.
Kein Wunder, dass nach sechs Monaten Leben in der Wildnis Wellington, die Hauptstadt auf der Nordinsel, wie ein Naturschock fuer uns war. Seit langem sahen wir Menschenmassen, Hochhaeuser und Ampeln wieder und wurden von den Autoabgasen fast vergast. Wir versuchten also die Flucht aus dem Grossstadtdschungel und an der Westkueste der Nordinsel hinauf. Leider waren wir tief enttaeuscht. Von wildem Dschungel, schneebedeckten Gebirgen, Gletschern, exotischen Tieren, Traumstraenden und unberuehrter Natur verwoehnt, liess uns die Nordinsel erstmal recht kalt. Wir hatten ganz vergessen, dass hier die Landwirtschaft regiert und so wirkten das flache Land mit ein paar gruenen Huegeln und die tausenden Schafe darauf erstmal viel zu zivilisiert. So reisten wir recht fix hoch gen Taranaki, nur gebremst von kleineren Sehenswuedigkeiten am Rande und “ stock moving”, wenn also tausende Schafe die Strasse anektieren, im Auftrag, die Weide zu wechseln und man so die naechste halbe Stunde nur dicke, vollgekeckerte Schafspos und schlackernde Ohre vor einem rumhueppeln sieht.
Der Mount Taranaki bietete wieder ein gewohntes und gleichzeitig neues Bild: er ist der mit 2518 m hoechste Vulkan Neuseelands und steht allein in sonst flachem Land, wie ein Einzelkaempfer. Dabei ist er perfekt so gestaltet, wie man sich einen Vulkan nur wuenschen kann und auch noch aktiv(das letzte Mal vor 250 Jahren). Um diesen Genossen also wollten wir eigentlich einen fuenftaegigen Great Walk machen. Jedoch kam uns ein verheerendes Unwetter zuvor, dass auf dem ganzen Weg um den Vulkan zu Erosion, Hangruetschen und sonstigem fuehrte, das nur irgendwie den Weg unbegehbar machte. Auf einer siebenstuendigen Wanderung auf dem Around-The-Mountain Track machten wir uns selbst ein Bild und mussten dabei durch undurchdringliches Gestruepp und ueber Hanglawienen, die den Weg als extrem steilen Asche-Geroellhaufen uebriggelassen hatten. So liessen wie also diese Idee fallen. Statt dessen wollten wir auf den Mount Taranaki hinaufsteigen, wobei wir beide von vornherein damit rechneten, nie die Spitze zu erreichen. Am Karfreitag brachen wir im Morgengrauen auf, mit der Mission, den Mount Taranaki zu erklimmen. Schon in den ersten Metern zeigte sich, was une erwartete, da es von Anfang an steil bergauf ging. Als die Morgensonne das Land und den Giganten vor uns in rot- orangen Schein getaucht hatte, hatten wir die Buschlinie hinter uns gelassen und auf erodierten Treppen und ueber ertsarrte Lavafluesse bahnten wir uns langsam, aber unermuedilch unseren Weg nach oben. Nach etwa 3 Stunden unerbittlichem Aufmarsches, hoerten ploetzlich die Treppen auf und alles was uebrig blieb war eine Mischung aus Asche und Schotter und Fels. Vulkanasche von letzten Ausbruch vor 250 Jahren. Inzwischen war der Weg schon lange nur noch als orange Stoeckchen gekennzeichnet, die im 150m Abstand in die Asche gesteckt waren und es wurde so extrem steil, dass man bei jedem Schritt einen halben Schritt in der Asche wieder hinunterrutschte. So etwa 50 Grad Steigung hatte der Hang, sodass, wenn man sich umdrehte, man dachte, man wuerde schweben, da man nur ein paar Woelkchen und das Land unter uns in erschreckender Tiefe sah. Das war der Moment, an dem uns bewusst wurde, was wir uns da vorgenommen hatten. Gleichzeitig wurde die Luft knapp und Taubheitsgefuehle in den Armen und Haenden setzten ein. Die ersten Anzeichen der Hoehenkrankheit? Doch ans umdrehen war noch nicht zu denken… Der dicke Hammer und die Angst setzte ein, als wir das letzte Stueck Weg zur Spitze sahen. Wir hatten vorher noch Witze drueber gemacht, aber es wurde wahr: der “Weg” fuehrte noch steiler weiter ueber erstarrte Lavafelswaende. Heisst, wir kletterten fast senkrecht Waende hinauf, ungesichert und in mehr als ueber 2000 m Hoehe. Es war ein echter Kampf um unser Leben mit uns selbst und den Naturgewalten. Doch nach eineinhalb Stunden Kletter in den Wolken erreichten wir den Rand des Kraters. Von da ging es in und durch den eisgefuellten Krater. Koennt ihr euch das vorstellen, wie man sich fuehlt, wenn man durch seine eigene Koerperkraft auf einen Vulkan geklettert ist und dann in seinem Krater steht? Es ist einfach unglaublich und wir fuehlten und wie in einem Traum, so unwirklich und maerchenhaft sah alles da oben aus. Aber um die wahre Spitze zu erreichen, folgte noch eine kurze Kletterpartie und dann war es Geschafft. Wir hatten den hoechsten Berg unseres Lebens und gleichzeitig den hoechsten Vulkan Neuseelands bezwungen, obwohl wir selbst nie damit gerechnet oder auch nur davon getraeumt haetten. Wir waren von 900 m auf 2518m gestiegen. 6 Stunden permanent steil und nur bergauf. Durch Asche- und Geroellfelder und zum Schluss fast senkrecht ueber eine Stunge lang geklettert. Wir muessen verrueckt sein! Aber wir hatten es geschafft, ganz allein. Und so saugten wir die duenne Luft ueber den Wolken auf . Doch langsam setzte ernste Panik bei Elke ein. Solche Angst um ihr Leben, dass sie nicht mehr mehr heulen konnte oder sich auch nur bewegen konnte. Sie war fast 100% davon ueberzeugt, dass sie nicht mehr lebend vom Mount Taranaki runterkommen wuerde, heisst, solche essenzielle Todesangst, wie sie noch nie in ihrem Leben gehabt hat. Basti hat versucht sie zu beruhigen und so machten sie sich langsam und mit steifen Beinen an den Abstieg, der sich als herrausfordernder als der Aufstieg herausstellte. Wir nahmen die oberen Felswaende in Angriff und kamen auch sicher runter. Als dann auch noch dichte Wolken aufzogen, dachten wir, alles waere verloren. Zum Glueck konnten wir die orangen Markierungen trotz des Nebels erkennen oder folgten anderen Wanderen. Die Asche schlitterten und rutschten wir runter, schafften wir es irgendwie, ohne schlimme Verletzungen und der restliche Weg kam uns vor wie ein Kinderspiel, obwohl alles wehtat, die Haende von der Lava fast bluteten und die Knie einen Liter Schmieroel vertragen haetten. Auf dem Runterweg trafen wir auch noch vermutlich Ian Mc Kellen, der Saruman in der Herr der Ringe gespielt hat und auch wanderte, und plauschten kurz mit ihm. Im Sonnenuntergang trafen wir wieder im Basislager Bobby ein, adrenalinvollgepumpt und der Welt dankbar, dass wir lebten. Elf Stunden hat uns dieses grandiose Abenteuer beansprucht, und wir moechten jetzt bitte nur noch als Bergerklimmer angesprochen werden.
Vom Mount Taranaki fuehrte unser Weg ueber den Heritage Trail, der doch recht unspektakulaer war, nach Taumarunui und von da zu den Waitomo Caves. Die bekannten Gluehwuermchenhoehlen besuchten wir noch nicht, das folgt spaeter, sondern waren nur in gratis Hoehlen voller Stalagmiten und Stalagtiten. Auf Nachtwanderungen bot sich uns auch ohne gebuchte Tour eine Milchstrasse von Gluehwuermchen im Wald an Felsueberhaengen- einfach maerchenhaft. Die Gluehwuermchen leuchten hier aber blau-gruen und sollten auch Gluehfaeden oder Gluehschleim heissen. So sehen sie ehr aus. Die Geschichte mit der Findung von riesigen Hoelenspinnen und –wetas in Hoehlen, die wir darauf schreiend verliessen, wiederholte sich, wir sind einfach noch nicht bereit fuer solche Monstren! Weiterhin trafen wir andere Monster in Form von humanoiden Gluehwuermchen, Adrenalinjunkies, die nachts auf Riesenreifen mir Grubenlampe auf dem Kopf durch die Hoehlen treiben. Wir ueberlegen noch, ob wir das auch wollen.
Momentan sind wir grade in Hamilton und warten auf gutes Wetter, um weitere Abenteuer zu bestehen. So langsam wird es hier naemlich Herbst….

Liebe Gruesse vom Gipfelstuermer Basti und der Gipfelschnecke Elke



Schafe- haeufige Verkehrsteilnehmer in NZ



Ein majestaetischer Vulkan


Mt. Taranaki im Morgenlicht


Basti schleppt sich ueber den losen Schotter



Elke beim Klettern

Im schneebedeckten Vulkankrater


Ein Wanderer auf dem "Haizahn" gegenueber der Spitze


Auf 2518 m Hoehe


Ueber den Wolken

Freiheit


Ostersonntag am Mangamahoe See


Auf der Suche nach Hoelenmonstern


Die Marokopa Falls



"Wenn du ganz oben bist- was dann?"