Sunday, March 11, 2007

Sonne, Strand und Meer

Kia Ora alle zusammen,
mit dem Vorsatz, mal wieder die arbeitende Bevoelkerung zu miemen ging es fuer uns von Nelson nach Motueka, im Nordosten der Suedinsel. Mit dem Ergebnis, dass wir schon einen Tag nach der Entschlussfassung unseren ersten Arbeitstag hatten. Diesmal arbeiteten wir in einer Verpackungsfirma fuer Obstpappkisten als sonnenabgeschirmte Fabrikarbeiter. Wir stapelten die Boxen, die aus der Maschine herauskamen auf Riesenpaletten bzw. beluden die Maschiene mit platten, ungefalteten Kartons, die sie dann faltet. Klingt gar nicht so schlecht, nur ist die Arbeit drinnen bei tollstem Wetter draussen ist und wir arbeiteten gleich Tag- und Nachtschicht, 13 Stunden am Tag, von 7 bis 22 Uhr. Es ist trotz Ohropax hoellisch laut und am Tag bewegten wir ca. 4000 Kg = 4 Tonnen Kartons mit unserer Koerperkraft duch die Gegend. Deshalb sind unsere Mitarbeiter auch alles muskelbepackte, derb aussehende Maenner. Wir passten also super dazu und waren schon nach kurzer Zeit als die mit am Besten, fleissigsten und tuechtigsten Arbeiter anerkannt! Leider ging am ersten Tag die eine Maschiene kaputt und bis die neue aus Australien eintraf hatten wir erstmal keine Arbeit mehr. Wir entschlossen uns also, erstmal den Abel Tasman National Park und die Golden Bay als letzten ungesehenen Teil der Suedinsel auszukundschaften. Kurz entschlossen buchten wir den Abel Tasman Coast Track, einen der Great Walks hier, und liefen schon am naechsten Tag los.
Der Abel Tasman National Park sitzt in herrlichster Umgebung an der Tasman Sea und ist eines der sonnigsten Flecken in Neuseeland. Folglich fuehlten wir uns auch ins Paradis versetzt, als wir mit dem Wassertaxi uns zum hinteren Startpunkt des Tracks schippern liessen und dabei oranger Traumstand in vielen kleinen Buchten, tuerkisgruenes Wasser, Palmenwaelder und exotische Inseln, wie die Tonga Insel an uns worbeirauschten. Leider hatten wir Pech mit dem Wellengang und sind durch eine Freak Wave, eine meterhohe Welle, durchgefahren. Mit offenem Boot! Wir sahen danach aus als haetten wir uns mit Klamotten und Ausruesung einmal ins Wasser gelegt! Leise fluchend, gleich vor Beginn des 4 Tagestracks so nass zu sein kam es noch schlimmer. Wir wurden, vollstaendig angezogen, in Bauchnabeltiefem Wasser „ an Land“ gebracht und unser 15 kg oder mehr Rucksack ohne Hemmung noch auf Elke drauf geworfen! Da war die Freude gross und wir fingen den Track damit an, erstmal unsere gesamte Ausruestung zu trocknen. Letztendlich liefen wie aber doch los und passierten dichten Bush mit meterhohem Flax, Palmen und Farnbaemen. Wir hatten, da wir ja inzwischen erfahrene Wanderer sind, Teile des Inlandtracks gewaehlt mit der Folge, dass wir fast nur steilsts bergauf auf staubigen Wegen durch die Praerie gestiefelt sind. Wir wurden mit brillianten, hunderten Kilometer weiten Blicken ueber den Nationalpark mit grandiosen, unzaehligen Traumstraenden und Inseln, umrahmt von dichtem, tiefgruenen Urwald belohnt. Dummerweise haben die Leute im Department of Conservation, mit denen wir die Strecken planten, keinen blassen Schimmer, wie weit die Strecken eigentich mit Rucksack sind. So wurden aus den leichten 8 Stunden Wanderung am ersten Tag doch 11 Stunden und 25 oder mehr Kilometer steil bergauf, die wir keuchend und voellig am Ende uns dahinschleppten. Den letzten Rest mussten wir mit kleiner Funzeltaschenlampe im stock dusterem an einen schmalem Pfad an den Klippen entlang schleichen. Unerwarteterwise erreichten wir aber trotzdem noch um halb elf den ersten Campingplatz und mussten dann kochen und Zelt aufbauen. Der erste Tag war also so anstrengend, wie die Hoelle auf Erden! Die folgenden drei Tage sollten aber etwas entspannter ablaufen mit vielen Pausen. Trotzdem mussen Abschnitte fix gelaufen werden, sodass man puenktlich zur Ebbe bei den 5 „tidal crossings“ war. Das sind Abschnitte des Weges, die nur bei Ebbe ueber Schlick oder durch knietiefes Wasser begangen werden duerfen und bei denen sonst in uebermannshohem Wasser steht. Trotzdem hatten wir immer noch gut Zeit, an den goldenen Sandstrandbuchten, die es ueberall entlang des Weges gibt, anzuhalten und eingerahmt von skurilen Stein- und Klippenformatiomen und Dichtem Dschungel im glasklaren, tuerkisgruenen, nicht sehr warmen Wasser baden zu gehen. Anschliessend ging es dann wieder weiter am Strand entlang oder durch den Farn- und Palmenwald Richtung Tagesziel. War dieses erreicht, bauten wir unser kleines Zelt zwischen schuetzenden Baeumen direkt am Stand auf, nur mit einer Handvoll anderer Wanderer oder Kayakfahrer zusammen. Anschliessend genossen wir unser Nudelabendbrot bei unvergesslichen Sonnenuntergaengen am Strand, die abgeloest wurden von sternenklaren, lauen Sommernaecht mit einer extrem hellen und riesigen Milchstrasse und einem reichen Sternenhimmel, wie wir ihn in Europa nicht haben, ueber uns. Dann irgendwann ging es in die kuschligen Schlafsaecke und wir schliefen im Wellenrauschen und Grillengezierp ein. Das Leben kann so schoen sein!! So liefen eigendlich so ziemlich die restlichen Tage ab, es war einfach herrlich. Das einzige, was uns irritierte, war, dass es in den Nationatpark Strassen, auf denen man teilweise laeuft, mit Verkehr gib und einem deshalb 80 % der Leute mit Flip Flops und Minirucksach entgegenkommen und einen unversaendlich angucken, wenn man ankommt wie wir. In einem Restaurant, was mitten auf dem Weg liegt (!), fuehlten sich die Gaeste fast schon durch unsere Anwesenheit auf der Bank gestoert. Aber an sich war es einfach traumhaft.
Daraufhin sind wir auf in die Golden Bay nach Takaka- einer Hippikommune und zu den Pupu Springs, den saubersten Quellen der Welt- sauberer als Leitungswasser! An wilden Wharariki Beach am oberen Ende der Suedinsel erwarteten uns zig junge Robben, die in einem natuerlichen Salzwasserpool herunspielten und keinerlei Angst hatten, sodass wir sie aus dichtester Distanz beobachten konnten. Enfach nur unenlich putzig die Genossen! Aber auch sonst war der Strand einmalig, da ueberall, auf dem Land und im Wasser riesige Boegen und Tore, sowie unzaehlige Hoehlen sind, die Wind, Wasser und Wetter schufen. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, was die Natur fuer eine Kuenstelerin ist. Der Strand an sich ist etwa einen Kilometer breit mit zig Meter hohen Sandduenen, sodass man denkt, man waere in der Wueste gelandet. Einer Wueste gleicht auch das Farewell Spitt, eine ueber 60 km lange, ewig breite Sandbank, die wie ein Angelhaken gen Nordinsel strebt- ein Vogelschutzgebiet mit hunderten, sonst nirgendwo zu findenden Wandervoegeln und auch mit meterhohen Duenen. Gleich nebenbei besuchten wir das Cape Farewell, den noerdlichsten Punkt der Suedinsel. Ausserdem waren wir noch bei und auf den Wainui Falls, die hier einzigartig sind, da es in der ganzen Golden Bay keine Wasserfaelle sonst gibt. Aber die Golden Bay ist ausserdem bekannt fuer und durchloechert durch unfassbar viele Hoelensysteme, die das Gebiet unter der Erde in einen schweizer Kaese verwandeln. Eine Kostprobe davon bekamen wir in den Rawhiti Caves, die die Hoehle mit dem grossten Eingang der suedlichen Welt ist. Wie ein Hoellenschlund oeffnet sich die Hoehle vor einem und offenbart eine fremdartige, faszinierende Maerchenwelt voller Stalakmiten und Stalaktiten in allen Formen und Groessen- wir waren total in den Bann davon gezogen, obwohl es auch echt gruselig war. Etwas Muffensausen hatten wir auch bei der Harwoods Hole, der tiefsten Hoehle in der suedlichen Hemisphaere (mein Gott, alles Superlative hier). Man tritt aus dem Wald und klettert ueber ein paar Felsen und steht umgeben von einem riesengrossen Trichter oder Rohr, das mehrere hundert Meter hoch und nochmal hunderte Meter tief ist- so gross, dass jeder Versuch, es auf ein Foto zu bannen, scheiterte.
Ja, soweit ging es also mit unseren Reisen in der Golden Bay. Als wir zurueck zur Arbeit wollten, hatte die Firma keine Auftraege mehr, sodass wir zwangsweise in die Hopfenernte gehen mussten. Wir sind also zum Feind uebergewechselt und es ist die schlimmste Arbeit, die wir je gemacht haben. Basti steht manchmal auf dem Tracktor, wird tierisch vom Hopfen zerkratzt und sieht aus wie ein Ritzer -total zerschnitten und muss die Hopfenbuesche in die Schneidemaschiene schieben. Groesstenteils reisst er mit einer langen Stange die uebrigen Hopfenbueschel, die die Maschiene vergessen hat, von den 6 Meter hohen Drahtseilen, das 11 Stunden lang bei bruehtender Hitze. Danach hat er nen steifen Hals und merkt jeden Muskel in seinem Koerper einzeln. Elke hat die Arbeit mit der groessten Gehirntod Gefahr. Sie rennt die ganzen 11 Stunden wie ein Hamster im Kreis und fegt rausfallenden Hopfen in 10 cm Hoehe unter den endlos riesigen, lauten Maschienen in der Halle weg, was darin endet, dass ein Arbeitstag so lang wie eine Woche ist und sie hoellische Rueckenschmerzen vom Buecken im Sekundentakt und gichtartige Haende vom Fegerumklammern bekommt. Das einzig Gute ist, dass unsere Arbeitskollegen alle aus Fiji, Tonga ,Uruguai oder anderen exotischen Laendern kommen, was man ja nicht ueberall hat. Wir wuedern zwar lieber mit ihnen an Lagerfeuer am Meer sitzen, aber das geht ja nicht. Es ist also einfach schrecklich und wir werden auch uebermorgen den Job wechseln- mal sehen, vielleicht pfluecken wir dann Aepfel.
So weit geht es uns aber gut und wir geniessen das sommerliche Leben hier.

Seid lieb gegruesst,
Seb und AJ


Einer der vielen Traumstraende


Gehoert der nicht auf die Osterinsel?


Eine geschuetzte Bucht fuer Robben


Paradiesischer Ausblick


Und nochmal


Elke beim Tidal Crossing

Unser Privatstrand
Wo ist Elke?

Ein toller Wanderweg
Ueber den Buchten

Unser neuer Freund-suess

Hoehlengewoelbe am Wharariki Beach
Fatamorgana Farewell Spit

Stalagtiten in der Rawhiti Hoehle
Elke am Abgrund
Basti vor dem Harwoods Hole
"Traeume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum."

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