Friday, June 22, 2007

Wwoof, Maeh und Kiekerikie...

Hallo ihr lieben Nordhemisphaerianer,
ja, ja, man glaubt es kaum, aber wir sind immer noch im Land der langen, weissen Wolke, seit mehr als 10 Monaten. Eigentlich wollten wir unseren letzten Monat in Auckland verbringen, Bobby verkaufen und eine ordentliche Arbeit annehmen. Nun hat das Leben jedoch wieder mit seiner unvorhersehbaren Seite zugeschlagen und wir sind ganz wo anders gelandet...
Nach einer Woche intensivsten Arbeitssuchen in denen wir taeglich von frueh bis spaet alles Erdenkliche an potenziellen Arbeitgebern abgeklappert haben, mussten wir schliesslich doch resigniert einsehen, dass man uns niergendwo haben will. Dabei hatten wir doch davor immer innerhalb von wenigen Stunden was gefunden. Wir haben echt alles versucht: wollten als Zimmermaedchen bei Edelhotels und Campingplaetzen anfangen, in Cafes oder Oekolaeden bedienen, Saft in Juicebars pressen, Erdbeeren pfluecken oder Pizzas ausliefern. Wir waren sogar willig, Bauarbeiter in Aucklands belebter Innenstadt zu werden oder Geldeintreiber bei Greenpeace. Nichts! Jeder lehnte uns ab, weil wir nur nen Monat bleiben wollten oder keine Erfahrungen hatten. Was fuer ein Pech!
Doch es sollte noch besser kommen. Anfangs sah es so aus, als wuerde mit Bobbys Verkauf alles glatt gehen. Doch dann fielen wir eiskalt durch den WOF (sowas wie TUEF) mit abgefahrenen Vorderreifen, Rost und ausgeschlagener Lenkung. Na gut, waeren wir also ordentlich mit dem Verkaufspreis runter gegangen. Aber ein kaufinteressiertes Maedchen hat vergebens versucht, Bobby zu starten, mit dem Resultat, dass er jetzt ueberhaupt nicht mehr anspringt (frueher ging es immer noch irgendwie beim 4. Versuch), da die Zuendkerzen, der Startermotor und die Batterie hin sind. So mussten wir also entweder halb im Stehen an nem steilen Berg schlafen, damit wir pushstarten koennen oder jeden Morgen angeschleppt werden. Leider sind die Aucklander nicht sehr hilfsbereit, sodass wir bald den Abschleppmann vom AA (so wie ADAC) persoenlich kannten. Eines Morgens, als wir mal wieder wie die Bekloppten den lieben, 2 Tonnen schweren Bobby durch die Gegend schoben, klingte sich kurzerhand ein hilfswuetiger Muellwagenfahrer mit Abschleppseil an uns ran. Die folgenden, angsterfuellten Minuten sassen wir schreiend in Bobby und wurden kreuz und quer durch Aucklands Innenstadt ueber Stopschilder und vielbefahrene Kreuzungen gezerrt, wobei die wild rumschwingende Muellfressklappe uns andauernd fast die Frontscheibe einschlug. Obwohl wir dem guten Mann ausdruecklich baten, uns nicht mehr zu helfen (wir wollten den Tag immerhin ueberleben), war er erst zufrieden, als Bobby endlich ansprang und unser gasamtes unteres Fahrgestell hoellisch verzogen war. Tja, und jetzt sitzen wir also auf nem nichtstartenden, schrottreifen Auto rum.
Aufgrund solcher negativen Entwicklungen haben wir uns also entschieden, diese Schreckensstadt zu verlassen, um noch einmal die neuseelaenische Lebensart und das Landleben zu geniessen. So sind wir in Silverdale zum wwoofen gelandet. Hier arbeiten wir fuer Heather und Cliff und sollten eigentlich ein Teil der Familie werden. Das hat aber eine schwere Geburt hinter sich, da Elke in den ersten Stunden des Zusammenseins saemtliche Fettnaepfchen mitgenommen hat, dass sie fast darin ertrunken ist. So war das Thema Recycling doch nicht so passend ( es gibt kein Recycling hier in NZ) und alle wurden auf einmal sauer auf uns. Als Heather noch solche Ansichten aeusserte wie Kinder schlagen sei in Ordnung, entflammte eine tiefe Grundsatzdiskussion mit sturkoepfigen Parteien. Als Elke am naechsten Tag dann auch noch die Religion der beiden hinterfragte und in Frage stellte (sie sind strenge Babtisten), folgte ein mehrstuendiges Gespraech mit dem Ergebnis, dass uns prophezeit wurde, dass wir fuer unsere Nichtglaeubigkeit fuer immer in der Hoelle schmoren werden. Na das sind doch mal positive Aussichten! Zum Glueck glauben wir nicht an sowas sondern sind ueberzeugte Atheisten. Trotzdem finden wir es ganz schoen krass, auch dass Elke in den naechsten Tagen in allem bemaengelt wurde und Basti nur gelobt. Inzwischen sprechen wir aber einfach nicht mehr ueber solche brisante Themen und die beiden vertrauen uns so sehr, dass wir sogar mit ihrem Land Rover Jeep und nem dicken Scheck in der Tasche alleine einkaufen fahren duerfen. Ansonsten macht es uns aber ordentlich Spass, das 7 ha grosse Grundstueck und den Garten auf Vordermann zu bringen. Auch wenn das bedeutet, dass wir regelmaessig statt 4-6 Stunden den ganzen Tag rackern und inzwischen nach beinahe 2 Wochen fast den Haushalt ganz allein schmeissen. Unsere Aufgaben sind dabei so vielfaeltig, wie das Grundstueck gross ist. So maehen wir schier endlosen Rasen, pflanzen landestypische Baeume, Blumen und Gemuese, schreddern Aeste zu Mulch, legen neue Beete an und gehen dem ueberdemensionalen Unkraut an den Kragen. Aber auch so fundermentale Sachen wie Tiere fuettern, Kumara (Suesskartoffeln) ausgraben, Brot backen, Ziegen gassi fuehren, Abendbrot kochen und Hausputz zaehlen dazu. Dafuer haben wir aber auch das gesamte Obergeschoss des riesigen Landhauses, das frueher mal ein Pferdestall war, fuer uns allein. Ab und zu duerfen wir auch auf einem der 4 Pferde reiten, wir haben also etwas Reiten gelernt. Ein kleines Problem stellen nur die von Heather selbstgezuechteten Designerhunde, ihre “ Choodles” (Chinese Crested und Pudelmischung), da, von denen permanent 5-8 im Haus rumrennen und Basti schlaflose Astmanaechte besorgen. Leider sind auch die Kinder schon ausgezogen, sodass es manchmal recht still und ( wegen der gefaehrlichen Tabuthemen) steif und gezwungen ist. Ach ja, wir haben uns auch nicht lumpen lassen, mal mit Cliff und Heather am Sonntag in ihre Kirche zu gehen. Es war echt amuesant, da es in einem Rugbyclub abgehalten wurde und der Pfarrer der Rugbylehrer war und dementsprechend auch aussah und redete, aber alle schienen es fuer die Worte Gottes zu halten. Dazu wurden die Gebete mit urst lauter Rockmusik hinterlegt von einer Liveband gesungen. Wir sind fast von Stuhl gefallen. Ja, ja, die Baptisten…
Inzwischen laeuft unsere Zeit hier auch so langsam aus, in eineinhalb Wochen muessen wir das Land verlassen. Schnief….
Aber danach sind wir ja noch erstmal fuer nen Monat in Thailand und werden da etwas durch die Gegend reisen, so viel wie man halt in so kurzer Zeit schafft. Wir freuen uns schon unheimlich auf die voellig fremde Kultur, Religion und das Klima, aber vor allem auf die paradiesische Landschaft…. Und keine Angst, wir werden so vorsichtig wie moeglich sein!
Mal sehen, vielleicht schreiben wir noch einen kurzen Eintrag aus Neuseeland. Ansonsten werden wir versuchen, euch auch aus Thailand auf dem Laufenden zu halten, wenn wir nicht zu beschaeftigt sind, Tempel anzusehen, auf Elefanten zu reiten, mit Walhaien zu schwimmen, zu Tauchen, unter Palmen zu luemmeln, mit Buddisten zu meditieren, zu essen, uns massieren zu lassen oder Ruinen zu erkunden…
So weit, so gut, liebe Gruesse vom anderen Ende der Welt, Basti und Elki

P.S.: Wir haben es ja schon tausend Mal geschrieben, aber wir wuerden uns echt riesig ueber ein paar Kommentare freuen. Wir wissen, dass ihr da drueben unser Reisetagebuch lest… Versteckt euch nicht! Wir lesen gern Feedback und Komentare, auch negative und Verbesserungsvorschlaege! Ansonsten muessen wir davon ausgehen, dass keiner es liest oder langweilig findet und folglich muessten wir uns auch in Thailand nicht die Muehe machen, all unsere Erlebnisse aufzuschreiben ( was uns eigentlich ja immer riesen Spass gemacht hat). Also, ein paar Worte waeren echt schoen, es ist doch gar nicht schwer…

“Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, mach Limonade draus"

3 Comments:

At 7:21 am, Anonymous Anonymous said...

Hallo, Ihr heidnischen Missionare,

wer meint, als Gast den Neuseeländern erst mal ihre Rechte verlesen zu müssen, weil bei ihnen der Gelbe Sack und die haushaltsnahe blaue Papiertonne noch nicht eingeführt sind, der wird mit Recht ständig bekrittelt und wird später in der Hölle schmoren ;-) Aber dass Ihr Euch dafür einsetzt, dass ein guter Christ nicht seine Kinder verkloppt - Respekt!

Reißt Euch Bobby aus dem Herzen, auch wenn es weh tut; aus seinem Schrott wird ein neuer Bully, ein Taschenmesser oder eine Grabegabel wie Phönix aus der Asche entstehen. Und die "Wie wir am Haken des wahnsinnigen Müllautofahrers durch Auckland gezerrt wurden"-Story wird in die Literaturgeschichte eingehen - was sind dagegen schon die "Abenteuer des Schienenstrangs", "Per Anhalter durch die Galaxis" oder "20000 Meilen unter dem Meer"!

Macht's gut, meidet weitere Fettnäpfe und viel Erfolg im Land des Lächelns aka Thailand!

Heiko

 
At 10:59 pm, Anonymous Anonymous said...

Hallo ihr Auswanderer,


ich lese unheimlich gerne eure Erlebnisse. Es macht einfach Spaß zu hören, was ihr so treibt :-)
Dann habt noch ne schöne Zeit dort auf der anderen Seite!
Viele liebe Grüße vom Bodensee Ariane

 
At 2:01 am, Anonymous Anonymous said...

hey bro, hey sis!
nach sehnsüchtigem warten, war
auch ich wieder von eurem bericht gefässelt!! ich schaue min. einmal pro woche auf eurer hp vorbei und heute endlich konnte ich mal wieder eurem leben folgen - es ist doch so krass, was man für erfahrungen machen kann.. wer hätte gedacht, dass ihr auckland nocheinmal verlasst bevor ihr nach thailand aufbrecht?! und kumara hätte ich auch gern mal ausgebuddelt.. (könnte man die eigentlich auch in dtl anbauen? - warum macht man das nicht?! jedenfalls ist es ja nicht wirklich verbreitet in dtl süßkartoffeln zu essen, obwohl die sooo lecker sind... da hätte ich ja richtig lust drauf gerade)
..ich habe mich anfangs gefragt, warum ihr die familie nicht gleich wieder verlasse habt, wenn es doch recht anstrengend ist - im bezug auf den tabuthemen, aber auch der harten arbeit!? doch ich kann mir vorstellen, dass dieser luxus, eine ganze etage für sich allein zu haben, alles andere in den hintergrund stellt. naja, hauptsache man fühlt sich wohl :) und nicht umbedingt in auckland zu wohnen, bedeutet ja schon, dass man sich wohler fühlt .. dort kann es schon echt anstregend sei. und gerade noch, wenn man zwingend einen job will/braucht. dieser stress! 1000de application forms und keine antworten... und dann die wintermonate, wo eh noch weniger touristen in nz rumschwirren, die ein auto kaufen wollen - ätzend. ich glaube, ich wäre auch geflüchtet :)

bei mir hier in kiel gehts grad voll ab. es ist kieler woche und es sind super viele touristen in der gegend. ich war heute auf dem "internationalen markt", wo ganz vielen länder ihre typischen speisen verkaufen. es gab auch einen australischen stand, thailändisch, indisch,.. ach fast jedes land ist vertreten, doch leider neuseeland nicht :( naja, zum glück habe ich mir damals das "edmonds cookery book" gekauft, so kann ich jederzeit kochen, wie man auch in nz kocht :) :)

also dann, haltet die ohren steif!
enjoy the moment and have fun !!
ich wünsche euch noch eine super schöne zeit in down under und dann in thailand - und ich warte auf den nächsten lagebericht :)
liebe grüße, ur judith

 

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